Nachdem wir im letzten Jahr von einen Challenger mit Alkoven auf einen Chausson Kastenwagen umgestiegen sind, möchten wir jetzt nach fast einem Jahr Nutzung und zwei großen Urlauben berichten, wie wir selbst den Wechsel wahrgenommen haben und unser eigentliches Fazit ziehen.
Im England-Urlaub 2016 merkten wir, dass uns unser fast 7m langer und 3m hoher Alkoven in vielen Situationen einfach zu sperrig war, die englischen Straßen haben uns unsere Grenzen aufgezeigt. Während der Fahrt waren wir dauerhaft gestresst und mussten sogar einige geplante Ziele auslassen und die Route umplanen. Das war von der Seite her nicht der Urlaub, den wir uns ausgemalt haben. Vorher waren wir mit dem Challenger in Deutschland und in den skandinavischen Ländern sowie in Schottland unterwegs. Ganz ohne Probleme und sehr zufrieden - doch wer sagt uns denn, dass wir in anderen Ländern nicht immer wieder in solche Lagen kommen? Nach einiger Bedenkzeit und natürlich auch Berechnung, sind wir den für uns radikalen Schritt gegangen und direkt auf einen Kastenwagen, nämlich den Chausson Twist V594 umgestiegen. Kurz vor dem Skandinavien-Urlaub 2016 konnten wir unsere neu erworbene Freiheit abholen und waren schon gespannt, wie wir uns selbst mit deutlich weniger Platz schlagen würden.
Zunächst trennten wir einen Teil unter dem Bett, der eigentlich als Stauraum dient, als Zuflucht für unsere ohnehin platzsparenden Hunde ab :-) Somit wurde unsere Lagerfläche für sperrige Dinge schon einmal halbiert. Als wir dann auch noch den ganzen Kram, der sich im Challenger so angesammelt hat, ausräumten, guckten wir uns ungläubig an. Wie sollte all das in den Kastenwagen passen? Es musste also ein Raum-Konzept her. Also kauften wir große und kleine Boxen, um alles ordentlich und sicher zu verstauen. Wir sortierten viel der alten Dinge aus und setzten neue Prioritäten, wir entrümpelten. Wer braucht schon 6 Teller, wenn man ohnehin nur zu zweit unterwegs ist? Warum sollten wir 4 Töpfe mitnehmen, wenn wir sowieso nur zwei Kochfelder haben? Also dieser Schritt fiel uns dann doch schon relativ einfach. Also im Endeffekt haben wir jetzt nur nicht mehr so viel unnützes Zeug dabei. Das Gleiche gilt dann auch beim Packen der Klamotten und hier haben sich die Hängeschränke hinten über dem Bett als wahre Platzwunder entpuppt. Dicke Pullover, Hosen und T-Shirts passen locker rein. Man muss nur wissen wie :-) So sehr einschränken muss man sich gar nicht und wenn doch mal zu wenig dabei ist, wird halt auf einem Campingplatz gewaschen. Nur der Hängeschrank war dann das Problem. Im Challenger haben wir Jacken und Hemden perfekt aufhängen können, im Chausson haben wir nur unterhalb des Kühlschranks einen etwas zu kurz geratenen Hängeschrank der unserer Meinung nach eher für Kinderkleidung gedacht ist. Wir haben jetzt dort ein Brett eingezogen, legen die Jacken mehr oder weniger sauber dort hinein und haben sogar dadurch noch Stauraum geschaffen. Und wer braucht im Urlaub schon sauber gebügelte Hemden ;-)
Im Endeffekt geht unser Konzept komplett auf, in den Schränken nutzen wir Boxen damit nichts sinnlos herumliegt und auch im "Kofferraum" ist alles ordentlich in Boxen verstaut. Wir sind jetzt sogar immer wieder erstaunt, wie viel Platz der Chausson eigentlich bietet.
Genauso auch war es am Anfang doch recht ungewöhnlich, dass nur einer gleichzeitig im Chausson herumlaufen kann. Das war im Challenger natürlich anders, da wir dort eine Eckküche im hinteren Teil des Wohnmobils hatten, konnte der andere bequem vorne herumlaufen. Aber auch damit hatten wir nach den ersten paar Tagen kein Problem mehr, z.B. kann man sich eben nur nacheinander fertig machen. Aber dann geht der eine eben schon einmal mit den Hunden raus, während der andere sich noch eben die Jacke anzieht. Die Gewöhnung an das kleinere Bad hat deutlich länger gedauert. Dass wir im Wohnmobil nicht duschen können, sind wir gewohnt, denn auch im Challenger wäre der Platz nicht ausreichend gewesen und wir möchten nicht das komplette Bad überfluten. Aber uns fehlte am Anfang die Beinfreiheit beim Toilettengang :-) Bei den neueren Kastenwagenmodellen von Chausson ist das Waschbecken hochklappbar, bei uns ist das noch nicht der Fall, weshalb es einen anfangs wirklich sehr beengt vorkommt.
Mit dem kleineren Kochfeld kommen wir auch gut klar, im Urlaub versuchen wir sowieso nur 1-Topf-Gerichte zu kochen. Störend ist leider nur, dass unser jetziges Kochfeld keinen Glasschutz besitzt. Auch der kleinere Kühlschrank ist keine Hürde, wir kochen meistens vegetarisch, weshalb wir nicht grundsätzlich so viel zu kühlen haben.
Beim Bett haben wir jetzt sogar mehr Platz als vorher, denn über uns kommt nicht gleich die Alkovendecke. Vorteil ist auch, dass wir nicht erst hochklettern müssen, um uns mal kurz hinzulegen. Also für uns immer noch ein klarer Pluspunkt.
Also was den Platz und den Stauraum anbelangt, haben wir uns schnell an die neue Situation gewöhnt und brauchen jetzt auch gar nicht mehr.
Zum Fahren: Also zum einen verbrauchen wir erheblich weniger Diesel und zum anderen haben wir auch noch einen deutlich größeren Tank. Beides zusammengenommen ist geradezu perfekt. Beim Challenger mussten wir ab 300 gefahrenen Kilometern mit unserem 50 Liter Tank meist schon wieder eine Tankstelle aufsuchen, was gerade im Norden von Norwegen oder Schottland immer schon leichte Panik verursacht hat, bzw. man dann schon jeden möglichen Tankstopp einlegte, ob nötig oder nicht. Jetzt fahren wir ganz gelassen ca. 900 km mit einer Tankfüllung und haben sogar noch Luft. Auch das Fahren selbst ist einfacher und man ist gelassener, da man nicht mehr auf den Alkoven und auf den großen Überhang achten muss. Dies spielt in allen Ländern eine Rolle, denn wie oft mussten wir mit dem Alkoven wegen der Bäume am Straßenrand aufpassen oder auf engeren Landstraßen darauf achten, dass man nicht zu weit links fährt. Im letzten Urlaub in England und Schottland merkten wir den Unterschied aber sehr deutlich. Die Straßenverhältnisse in England setzten uns nicht mehr so zu, die Hecken wirkten nicht mehr so bedrohlich und die Situationen die uns mit dem Challenger noch graue Haare beschert hätten, meisterten wir jetzt ganz cool. Das sind nicht nur Engstellen an Straßen, sondern z.B. auch Wendemanöver - die sich auch aufgrund der Rückfahrkamera noch leichter gestalten. Seitdem wir mit dem Kastenwagen unterwegs sind, graut es uns nicht mehr so vor Parkplätzen. Nicht in jeder Stadt gibt es Parkmöglichkeiten für Wohnmobile, das hat uns mit dem Challenger leider des Öfteren bestimmte Sehenswürdigkeiten verwehrt, doch mit dem Kastenwagen haben wir hier kaum noch Probleme. Wir passen auf Seitenstreifen ohne halb auf der Straße zu stehen. Auch relativ volle normale Parkplätze sind für uns kein Graus mehr, hier hatten wir mit dem Challenger nie eine Chance. Dies alles spiegelt sich auch bei der Stellplatzsuche wieder. Wir mussten jetzt nur lernen, nur weil wir in den Parkplatz eines Pkw passen, sind wir kein Pkw. Auf der Insel Fehmarn wurden wir nämlich wegen Parken in einem nicht für uns zulässigen Bereich zur Kasse gebeten ;-) Aber dazu könnt ihr im Reisebericht mehr lesen.
Wie sieht es im Bereich Steuern und Versicherung aus? Steuerlich gesehen ist der Chausson auch ganz klar vorne, mit dem Challenger lagen wir noch bei 214 EUR für März bis Oktober und beim Kastenwagen zahlen wir jetzt 161 EUR, allerdings gleicht die Versicherung das wieder etwas aus. Denn dort liegen wir alt bei ca. 420 EUR und neu bei ca. 460 EUR. Aber eine kleine Ersparnis hat man dennoch :-)
Wo wir schon einmal beim Geld sind, auch Fährüberfahrten oder Dinge wie die Überquerung der Öresundbrücke sind durch die magische 6-Metergrenze deutlich günstiger geworden. Was sich dann zusätzlich zu den Tankkosten auch positiv auf den Urlaubsgeldbeutel auswirkt.
Eigentlich brauchen wir also gar kein Fazit mehr ziehen, denn dieses ergibt sich aus dem Text selbst. Wir haben uns schnell an die Platzeinschränkungen gewöhnt und diese auch schon nach kurzer Zeit gar nicht mehr als solche empfunden. Die Vorteile beim Fahren stechen so klar hervor, dass wir uns teilweise schon fragen, wie wir das mit dem Challenger überhaupt alles gemeistert haben. Der Platz ist für zwei Personen + zwei kleine Vierbeiner absolut ausreichend, ohne dass man an irgendeiner Stelle wirklich zurückstecken muss. Wir sind zufrieden mit unserer Entscheidung und bereuen die Umstellung keine einzige Sekunde. Auch finanziell gesehen sparen wir vor und während des Urlaubs. Da können wir uns also auch nicht beschweren ;-)